Interessantes
Um 1550 wurde das Haus und der Hof an der Ernst Kreidolf-Str. 12 gebaut.
Ernst Kreidolf war ein Kunstmaler, der die Natur in märchenhaftem Glanz versetzt gezeichnet hat. Es entstanden vor allem viele Kinderbücher von seiner Hand. Er wuchs in Bern und später im Staudenhof in Tägerwilen auf. Seine Eltern wanderten nach Konstanz aus, doch Ernst zog die Anwesenheit des Grossvaters vor und blieb in Tägerwilen.
Nach einigen Jahren zog der Grossvater mit Ernst Kreidolf in dieses Haus an der Ernst Kreidolfstrasse . Diese bekam ihren Namen natürlich erst viel später, als Ernst entgegen den Vorstellungen des Grossvaters als angesehener Kunstmaler arbeitete.
Der Grossvater von Ernst Kreidolf am Kachelofen
So sieht der Kachelofen heute aus
Die Geschichte der Lorenzen an der Ernst Kreidolfstr.
1910 kam Jean König auf diesen Betrieb, man nannte ihn „Vetter Schang“. Er heiratete die Hausmagd (Viktoria) vom Steinhaus (Hauptstrasse49). Sie kam aus Ruschweiler bei Ilmensee, das liegt auf der anderen Seite des Seerheins. Von der Schweiz aus gesehen hinter dem Heiligenberg. Sie bekamen keine Kinder, da holten sie Victoria‘s kleiner Bruder Friedrich bei den armen Lorenzen in Deutschland. Er ging hier zur Schule und machte später eine Ausbildung als Kaufmann in Radolfszell. Jean König starb früh und da Friedrich der einzige Nachfolger war, musste er den Hof weiterführen. Zunehmend interessierte er sich für Bienen und wurde ein ausgezeichneter Imker und Bienenköniginnenzüchter. Mit Hans Pauli entwickelte er das Lopa. Dieses Gerät braucht man um eine neue Königin ins Bienenvolk einzusetzen. Es wird heute immer noch verwendet, aber aus Plastik und nicht mehr aus Holz. Später war er lange Zeit Präsident der Tägerwiler Imker.
Friedrich war kein gelernter Bauer, eher ein Theoretiker. Um den Hof auf einen grünen Zweig zu bringen, riet ihm seine Schwester und Mutter (Victoria) Anna König zu heiraten. Sie kam aus einer Bauernfamilie und war fleissig und konnte gut arbeiten.
Doch die ganze Sache hatte einen Haken. Diese Anna war nicht die liebste, sondern ein sogenantes “Räf”. Friedrich dagegen war ein richtig guter Spassversteher und netter Mann. Sie heirateten trotzdem und bekamen zusammen 3 Kinder: Friedrich, Lisa und Werner.
Trotz dieser Heirat (mit geheimen Hoffnungen) brachte dieser Hof nicht mehr ein. Mit Imkerei und sparsamer Lebensweise hielt man sich über Wasser. Alle Kinder heirateten, Friedrich war der älteste und musste den Hof übernehmen und heiratete. Aber das ganze Dorf riet Elfriede Christinger ab in dieses Haus zu heiraten, wegen der bösen Mutter Anna. Sie aber ist eine lustige, freundliche und fleissige Frau. Sie dachte: Ich hab´s ja mit allen gut, das wird schon gehen“. Das war allerdings nicht so, wie es sie sich es vorgestellt hatte. Was tut man nicht alles für die Liebe.- Elfriedes Mutter sagte vorher immer den Leuten im Dorf: „Meine Tochter heiratet mal den reichsten Bauer von Tägerwilen“, sie heiratete einen der ärmsten.-
ca 1998
2013
Auf diesem Hof wurden Kühe gehalten, wie es auf den Höfen in Tägerwilen üblich war. Mit der Zeit fing man an, Weisskohl für die Gemüse AG zu produzieren, die sehr viel Sauerkraut herstellte. Das haben viele Bauern im Dorf getan. Hugo Brandenberger übernahm die Gemüse AG in Tägerwilen. Er stellte auf biologischen Landbau um und wurde so ein Pionier der Bioproduktion. Trotz der spöttischen Bemerkungen der anderen Bauern und Leute wurde Friedrich einer der ersten Lieferanten der Biotta. So hiess nämlich die Gemüse AG nun unter der Leitung von Brandenberger. Friedrich stellte dann nach bis nach auf Gemüse um. Der Betrieb an der Ernst Kreidolfstr.12 setzte 1961 voll auf Bio-Gemüse um. Er hielt noch eine Kuh namens Vreni und 3 Schweine. Heute ist aus dem einen Stall ein Kühlhaus geworden und im neueren Stall ist jetzt das Gemüselädeli untergebracht. Der Heuspeicher wurde zur Turnhalle mit Turngeräte umfunktioniert.
Das Gemüselädeli
Immer wieder kamen Leute und fragten, ob sie Gemüse kaufen können. Dann kam man auf die Idee einen Laden zu betreiben. Elfriede und Friedrich bauten die alte Waschküche zum Gemüselädeli um. Später zügelte man den Laden in den neueren Stall, da ja schon länger keine Tiere mehr waren. Das ganze begann etwa vor 45 Jahren, und bis damals 78 Jahre alt wirkte Elfriede noch tatkräftig im Verkauf mit, jeden Dienstag und Freitag. Das Gemüselädeli besteht bis in die heutige Zeit. (fl)
Quellen: Amt für Denkmalpflege, Paul Bär (Dorfhistoriker), Familie Lorenz